Das Jahr der Posaune im Mittelpunkt

18.08.2011

Föhrer und Amrumer Nachrichten vom 2. August 2011

Das insulare Jazz-Festival überzeugte auch im 14. Jahr auf der ganzen Linie / Beeindruckende Künstler zeigten ein großes musikalisches Spektrum

 

WYK Zufrieden waren am Ende des diesjährigen Festivals „Jazz goes Föhr“ alle: Die Veranstalter mit einem rundum gelungenen Festival, die Künstler mit einem tollen Publikum und die Zuschauer einmal mehr mit ausgezeichneten Darbietungen, deren Bandbreite jeden Geschmack abdeckte. Mehr als in den Vorjahren, waren bei der 14. Festival-Auflage auch die Veranstalter gezwungen, zu improvisieren. So musste mit Adrian Mears einer der Stars aus persönlichen Gründen kurzfristig abreisen und bereits im Vorfeld war die Jazz-Legende Lee Konitz erkrankt und gezwungen, alle Termine abzusagen. Rechtzeitig für den künstlerischen Leiter Wolfgang Philipp, der reagieren und für Konitz das Carla-Haberkamp-Trio verpflichten konnte. Kein adäquater Ersatz für den 83-Jährigen, aber ein guter Griff. Denn die Newcomer-Band, kürzlich mit dem Jazz-Baltica-Förderpreis ausgezeichnet, begeisterte auf der ganzen Linie. 21 Jahre alt, hat die Tochter zweier Saxophonisten ihren Stil offensichtlich gefunden, präsentierte fremde Stücke von Miles Davis oder Clare Fischer sowie eigene Kompositionen und überzeugte mit ihrem Gesang und brilliantem Klavierspiel. Traurig bis groovig die Stücke, die ein perfekt harmonierendes Trio präsentierte und das finale Konzert zu einem Aha-Erlebnis werden ließ. Zuvor hatte an zwei Abenden der Saal getobt. Nach den Auftaktveranstaltungen mit Christian Brückner und „Posaune Pur“ (wir berichteten) gehörte die Bühne „Jazul“ und Nils Landgren. Dem Quartett um Ingolf Burkhardt gelang es am ersten Abend, die Erkenntnis zu widerlegen, dass der deutsche Konzertbesucher auch beim Jazz nicht unbedingt für emotionale Ausbrüche steht, gern rhythmisch mitklatscht und ansonsten artig auf seinen Plätzen klebt. Melodie und Power rissen das Publikum vielmehr von den Stühlen, vom schwäbischen Rap Burkhardts bis hin zum finalen Stück „Was geht ab?“, für das James Browns Klassiker „Get up!“ Pate stand und bei dem sich auch das Publikum richtig austoben konnte. Dem Besuch Landgrens bei „Jazul“ folgte prompt der Gegenbesuch und Burkhardt hatte am folgenden Tag auf Grund des Ausfalls Mears’ einen größeren Part, als ursprünglich geplant. Seine Trompete und Landgrens Posaune spielten, begleitet von den bestens aufgelegten Roland Cabezas (Gitarre, Gesang), Achim Rafain (Bass) und David „Dezzie“ Paulicke an den Drums, die Hauptrollen und mit Spaß am Spiel sowie einer guten Prise Humor zauberten die Ausnahmemusiker eine Riesenstimmung in den Saal – mit Funk und Groove sowie einer gehörigen Portion Soul und Pop. Bereichert um zwei von Mears eigens für das Festival komponierte/arrangierte Stücke (Wandering Picturebook“ und „Batista’s Groove“), die ihre Uraufführung ohne den Australier erleben mussten. Verstärkt um die acht Posaunen der „Slide Connection“ und der Karlsruher Posaunenwerkstatt, für die der Auftritt wohl unvergesslich bleiben dürfte, entwickelte sich ein denkwürdiger Abend. „Ich hätte nie gedacht, dass ich noch einmal mit Nils Landgren auf der Bühne stehen werde“, hatte sich Professor Werner Schrietter vor dem Auftritt beeindruckt gezeigt und innerlich auf die nicht zwingend ins klassische Genre gehörende Improvisation auf der Bühne vorbereitet. Ein Ausprobieren, das Risiko und Spaß zugleich sei, so Landgren. „Du weißt weder ob du es kannst, noch ob es vom Publikum angenommen wird.“ Beeindruckt zeigte sich der Posaunen-Titan von Detlef Landeck, dem der Schwede während des Auftritts einige der eigenen Soli überließ. „Er spielt sehr gut, wollte spielen und sollte den Platz haben“ zeigte sich Landgren von dem Vollblut-Jazzer („ein Super-Posaunist“) äußerst angetan.

Die Posaune bildete als Instrument des Jahres, für das Landgren die Patenschaft übernommen hat, den Schwerpunkt des diesjährigen Festivals. „Eine Funktion, die ich sehr gern übernommen habe“, bei einer Aktion, die die Position der Posaune, „die ja nicht zu den angesagtesten Instrumenten zählt“, in der allgemeinen Wahrnehmung aufwertet. Erheblich dazu beigetragen hat auch der von Landgren gebotene Rock’n Roll auf dem „Knochen“. Überhaupt das Ziel des unumstrittenen Stars des Festivals, „klassische Arrangements und Rock’n Roll auf der Posaune zusammenzuführen“. Ein Vorhaben, das eindrucksvoller, als es die neun Posaunisten unterschiedlicher Stilrichtungen vormachten, kaum in die musikalische Tat umgesetzt werden kann. psz

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